Jeder von uns kennt das. Du triffst eine Entscheidung und irgendetwas in Dir zweifelt. Da ist eine neue Frau, die Du, wie das Sprichwort sagt „nicht riechen kannst“, aber dennoch eine Bindung mit ihr eingehst. Da ist der neue Geschäftspartner, von dem Du spürst, dass er Dich über das Ohr hauen wird, aber Du gehst dennoch mit ihm ein Geschäft ein. Und da ist die Aussage des Arztes, dass Dir nur eine Operation helfen kann, obwohl es möglicherweise Alternativen gibt und Du lässt ihn dennoch gewähren.
Die innere Stimme ist der Kompass der Seele
In der westlichen Welt glauben wir nur an das, was wir hören, was wir sehen, was wir anfassen können. Kein Wunder: Unser Naturwissen wurde durch Inquisition, Hexenverbrennung und kommerzialisierter Ausrichtung der Wissenschaften ausgemerzt. Die Globalisierung holt vergessenes Wissen zurück. Buddhismus, Yoga oder asiatische Heilmethoden finden immer mehr Anhänger. Doch verstehen wir auch, was uns verloren ging? Oder suchen wir nur nach neuem Ersatz für den Verlust der inneren Stimme? Wage mal den Versuch einer Meditation im Raum der Stille. Ein Ungeübter wird mehrere Anläufe brauchen, um all die Stimmen (Gedanken) von der inneren Stimme zu unterscheiden.
Die innere Stimme klopft an unsere Pforten
„Es geht geisterhaft zu, jeder Augenblick des Lebens will uns etwas sagen, aber wir wollen diese Geisterstimme nicht hören. Wir fürchten uns, wenn wir allein und still sind, dass uns etwas in das Ohr geraunt werde, und so hassen wir die Stille und betäuben uns durch Geselligkeit“ (Friedrich Nietzsche in „Unzeitgemäße Betrachtungen“).
Damit bin ich bei meinem Hauptthema: den Krankheiten in dieser Welt. Weil wir nicht mehr auf die eigene innere Stimme hören, flüstern uns andere Stimmen ein, wir seien krank: Asthma, Hypertonie, Krebs, HIV, ADAS usw. Ärzte beschreiben Symptome und verschreiben Rezepte. Pillen oder Sprays lindern das Kranksein. Doch was sind die Ursachen für das, was wir Krankheit nennen? Unsere innere Stimme kennt die Antwort.
Jede Krankheit ist die Manifestation eines ungelösten Problems
„Die Krankheiten, unter denen wir leiden, sind nicht unheilbar, und uns, die wir zum rechten geboren, hilft die Natur selbst, wenn wir die Heilung nur wollen.“ (Lucius Annaeus Seneca, ca. 4 v. Chr – 65 n. Chr.) Niemand wird krank geboren, auch wenn das im Einzelfall so scheinen mag (Krankheiten entstehen schon lange vor der Schwangerschaft und sind Teil des Familiensystems). Ein Kind, das keine Liebe empfangen hat, kann nur schwerlich ein Kind in Liebe zeugen oder austragen. Eine Mutter, ein Vater, Großeltern, die sich selbst nicht geliebt haben, können nur bedingt Liebe an das eigene Kind oder Enkelkind weitergeben. Eine Mutter, ein Vater, die sich selbst für den Nabel der Welt halten, werden den Nabel des Neugeborenen nicht liebkosen können. Ein Lehrer, der sich über seine Schüler erhebt, wird kein Wissen vermitteln können. Ein Chef, der seine Mitarbeiter als sein Eigentum betrachtet, wird sie nicht motivieren können. Ein Journalist, der nicht über das schreibt, was er wirklich sieht, wird nachts nicht ruhig schlafen können usw. usf.
Krankheiten sind Lehrjahre der Lebenskunst
Aus all den eben beschriebenen Situationen entstehen Krankheiten, die -davon bin ich zutiefst überzeugt- heilbar sind. Warum sonst können Menschen den Krebs besiegen. „Jede Krankheit hat ihren besonderen Sinn, denn jede Krankheit ist eine Reinigung, man muss nur herausbekommen, wovon. Es gibt darüber sichere Aufschlüsse, aber die Menschen ziehen es vor, über hunderte und tausende fremder Angelegenheiten zu lesen und zu denken. Sie wollen die tiefen Hieroglyphen ihrer Krankheit nicht lesen lernen.“ (Christian Morgenstern, 1871 – 1914).
Ein Beispiel zur Demonstration soll den Weg öffnen: Kinder werden manchmal ungefragt von ihren Müttern oder Vätern getrennt (durch einen tragischen Unglücksfall oder die Trennung der Eltern). Kein Kind dieser Welt kann das emotional verstehen und verarbeiten. Ein Kind wird aus seiner gewohnten Lebenswelt gerissen (durch den Umzug der Eltern oder eine neue Schule). Durch solche Situationen entstehen bei vielen Kindern Ängste, sie spüren emotional den Verlust von etwas Gewohntem und verlieren ihre unbekümmerte Bodenständigkeit. Und nur selten können sie dieses tiefe Gefühl der Trauer, der Verletztheit, der Verlorenheit, der Zweifel und der Verzweiflung einem anderen mitteilen. Denn: Nur die Schwachen klagen oder weinen gar. Dabei könnten Tränen die Seele reinigen, das gesprochene Wort Erleichterung bringen.
Alle Probleme dieser Welt sind Kommunikationsprobleme
Wenn Kinder, Heranwachsende und Erwachsene nicht artikulieren können, was sie im tiefsten Inneren bewegt, werden sie es einschließen und, um zu überleben, verdrängen. Die asiatische traditionelle Medizin sieht dort den Ursprung aller Krankheiten und auch den Weg, sie zu heilen. Im Körper manifestieren sich die Knoten, an denen das Leben nicht mehr im Fluss ist. Dort, wo Liebe fehlt, entstehen leere Räume, in denen sich Krankheiten einnisten. Denn: Der Körper ist nur die Form der Seele (Immanuel Kant, 1724 – 1804). Wenn Kinder nicht mehr fröhlich sind, wenn man sie nicht mehr Lachen sieht, wenn sie jedermanns Liebling sein wollen und keinen Widerspruch wagen, dann hat sich ihre Seele ganz tief zurückgezogen und es fehlt ihnen die Kraft, Krankheiten zu besiegen. Und so lange ein Schulsystem nur auf Leistung, nicht aber auch auf Empathie ausgerichtet ist, werden die Kinder immer weiter von ihrem Ursprung abgekoppelt.
Nachtrag
PS: Ich weiß, nicht jeder wird meinen Worten folgen können. Wenn Ihr aber auf dem Weg zu Eurem Inneren seid und Euch fragt, was Ihr jetzt tun könnt, dann schaut auf das, was schon immer geschrieben stand:
„Die Macht der Seele kann man in den Augen des Menschen sehen, wenn seine Augen klar, hell und durchsichtig sind. Die Augen des Menschen sind nämlich die Fenster der Seele.“ (Hildegard von Bingen, 1098 – 1179) Und ich schaue in diesem Augenblick in die Augen all jener, die ich liebe. Für Euch habe ich diese Zeilen geschrieben.