Ronny Wagner: „Unser Finanzsystem brennt lichterloh“
Schwarzheide, 09.12.2019: Krisen gehören zum Kapitalismus wie Kapital, Rendite und Profit. Als die Mutter aller Krisen gilt die Tulpenkrise 1637. Der Tulpenwahn in den Niederlanden führte zu Preisen von mehreren tausend Gulden pro Tulpenzwiebel. Dann platzte die Blase und brachte die niederländische Wirtschaft in arge Schwierigkeiten. Über die genauen Ursachen ist sich die Wissenschaft bis heute nicht eins.
Auch der Black Friday von 1869 (Absturz Goldpreis) oder der Black Thursday von 1929 (Börsencrash und Weltwirtschaftskrise) waren nichts anderes als das Platzen einer künstlich erzeugten Blase sowohl beim Goldpreis als auch beim Aktienindex. Die Älteren werden sich sicher noch an das Jahr 1973 erinnern, als die Autobahnen in Folge der Ölkrise wie blechfrei waren. Im März 2000 platzte dann die sogenannte Dotcom-Blase, in der unter dem neuen Siegel New Economy ein Internetunternehmen nach dem anderen an die Börse ging – einige mit gefälschten Bilanzen und fragwürdigem Insiderhandel. Es folgten die Immobilienkrise und die Bankenkrise 2008.
Eines hatten alle Krisen gemeinsam. Kurz vor dem Platzen der Blasen, ließen sich die Kleinanleger von der eigenen Gier verleiten, in das Geschäft mit Tulpen, an den Börsen oder bei der New Economy einzusteigen. Anders als die Großinvestoren verloren die Kleinen stets alles.
Wird der nächste Crash der größte aller Zeiten?
Der Finanzexperte Marc Friedrich hat es im Juli 2019 in einem Interview der Online-Seite „diallo.de“ und Ende November 2019 in der ARD-Talk-Show „Maybrit Illner“ zum Thema „Zinsen im Keller, Vorsorge in Gefahr – wann lohnt sich Sparen wieder?“ auf den Punkt gebracht: „Diesmal wird es an allen Fronten ordentlich scheppern, es wird der größte Crash aller Zeiten sein – und zwar in der Wirtschaft, in der Politik aber auch in der Gesellschaft. Denn wir haben seit 2008 die Probleme nicht gelöst, sondern vielmehr mit viel billigem Geld und niedrigen Zinsen in die Zukunft verschoben. Dadurch haben sich die Probleme weiter aufgebaut. Wir haben die Verschuldung verdoppelt, wir sind jetzt bei knapp 250 Billionen US-Dollar Schulden weltweit – von Unternehmen, von privater aber auch von staatlicher Seite.“ Friedrich legt sich sogar fest, wann der nächste Crash kommt. In seinem Buch „Der größte Crash aller Zeiten“ verbreitet er Endzeitstimmung: „Der nächste Finanzcrash kommt spätestens 2023.“
Andere Finanzexperten sind da vorsichtiger, doch in der Grundaussage sind sie ganz bei Friedrichs Theorie. Ronny Wagner von der Schule des Geldes sagt: „Es brennt lichterloh in unserem Finanzsystem. Die ersten Banken werden möglicherweise schon im kommenden Jahr nicht mehr in der Lage sein, sich zu finanzieren. Dies hat seinen Grund in der Null-Zinspolitik der Europäischen Zentralbank. Durch diese Politik müssen die staatlichen Kassen unseres Landes viel weniger Zinsen zahlen. Eine Erhöhung des Zinssatzes um nur ein Prozent würde zwangsläufig zur Insolvenz von Staaten führen wie z.B. Italien, Spanien, Portugal oder Griechenland. Es gibt noch einen zweiten Aspekt: In Europa existieren mittlerweile Hunderte von „Zombieunternehmen“. Sie existieren nur deswegen, weil sie keine oder nur sehr geringe Zinsen zahlen müssen. Ein Anheben der Zinsen führt zu einer Pleitewelle. Durch die Null-Zinspolitik werden diese Firmen künstlich am Leben erhalten. Das wird Deutschland und Europa früher oder später auf die Füße fallen. Der nächste Crash steht ganz sicher vor der Tür. Doch eine exakte Prognose des Zeitpunkts ist nicht möglich. Die einzige Chance ist es, sich auf möglichst viele Szenarien vorzubereiten.“
Welche Szenarien erwarten uns?
Für Finanzexperten Ronny Wagner ist klar, die Zinsspirale wird sich weiter nach unten bewegen: „Gerade weil die Weltverschuldung derart hoch ist und ein Anziehen der Zinsen so manchen Staat in Schwierigkeiten bringen würde, wird es keine Zinswende geben. Ganz im Gegenteil. Der Nullzins-Phase werden die Negativzinsen folgen. Der Kleinsparer wird weiterhin enteignet und die Europäische Zentralbank unter ihrer neuen Chefin Christine Lagarde wird die Umverteilung von den Sparern zu den Staaten vorantreiben und fördern.“
Sowohl Finanzexperte Ronny Wagner als auch Buchautor Marc Friedrich sehen deutliche Anzeichen einer Rezession. Die deutsche Automobilindustrie, die immer hin zu 21 Prozent zur Bruttoinlandswertschöpfung beiträgt, befindet sich in der schwersten Krise und schwächelt nachhaltig. Die USA führen einen verheerenden Wirtschaftskrieg mit Straf-Zöllen, in dessen Folge weitere Wirtschaftszweige ins Wanken geraten. Und eine der größten Volkswirtschaften in China verbucht den 16. Monat in Folge negative Wachstumsraten. Zehn Jahre lang hat man die drohende Rezession mit billigem Geld weggedrückt. Doch immer mehr Geld drucken, schafft keine Werte, es verlagert nur Probleme.
Ronny Wagner von der Schule des Geldes sieht drei Etappen, die den nächsten Finanz-Crash begleiten: „ Wir werden zuerst eine Deflation (einen allgemeinen, signifikanten und anhaltenden Rückgang des Preisniveaus für Güter und Dienstleistungen) erleben. Ihr folgt eine Hyperinflation (in der sich das Preisniveau sehr schnell erhöht), weil viel Geld gedruckt wird, um der Deflation entgegenzuwirken. Und schließlich kommt es zu einer Währungsreform, wie 1987 unter dem italienischen Ministerpräsidenten Bettino Craxi, als aus 100 Millionen italienischen Lira 100.000 Lira wurden. Eine Währungsreform ist nichts anderes als der Tausch von Guthaben der Bürger gegen die Schulden des Staates.“
Wie kann man sich vor dem nächsten Finanz-Crash schützen?
Auch hier sind sich beide Finanzexperten einig. Marc Friedrich sagt: „Keine großen Summen auf der Bank lassen, also Geld vom Konto abheben. Weil das Geld auf dem Konto gehört nicht dem Bürger, sondern ist ein Kredit an die Bank. Außerdem sollten Anleger in limitierte Sachwerte investieren, zum Beispiel in die Edelmetalle Gold und Silber, Wald, Whisky, Diamanten, Aktien und so weiter.“ (Quelle: www. diallo.de) Und Ronny Wagner ergänzt: “Wieso sollte ein intelligenter Mensch Geld sparen, wenn der Staat immer neues Geld druckt? Sparen galt als klug. In meinem Geburtsjahr 1976 betrug der durchschnittliche Sparzins 7,4 Prozent. 100.000 DM Sparguthaben brachten 7.400 DM Zinsen ein. Real blieben, nach Abzug der Inflation noch 3.300 DM übrig. Heute ist das anders. 100.000 Euro bringen 250 Euro Zinsen. Nach Abzug der Inflation landen wir tief im Minus. Und Inflation gibt es nun einmal, weil Regierungen ständig neues Geld drucken. Daher ist Sparen von Geld heute leider keine kluge Entscheidung.“
Auch Ronny Wagner von der Schule des Geldes empfiehlt: „Wenn Zentralbanken aus Papiergeld aussteigen und in Gold einsteigen, sollte das die privaten Anleger aufhorchen lassen. Gold ist geronnenes Vertrauen oder auch geronnenes Misstrauen gegen alle anderen Wertversprechen des Finanzmarktes. Der Preis des Goldes steigt, wo immer Misstrauen aufkommt. Misstrauen in die Zukunft, die Politik, die Regierung et cetera. Und er fällt oder stagniert, wo Vertrauen herrscht. Schauen wir uns heute um, sehen wir immer stärkeres Misstrauen in fast allen gesellschaftlichen Bereichen. Somit scheint es nicht allzu vermessen von mir zu sein, einen sehr viel höheren Goldpreis und in dessen Windschatten einen sehr viel höheren Silberpreis in den nächsten Monaten und Jahren zu prognostizieren. Das Risiko, kein Gold zu besitzen ist größer als das Risiko, Gold zu besitzen.“ (Quelle: www.wochenkurier.info)
Das Fazit der beiden Finanzexperten: Der deutsche Steuerzahler und Sparer wird in den kommenden Jahren Hunderte von Milliarden Euro zahlen müssen – durch Geldentwertung und Wegfall der Zinsen, durch schleichende Enteignungen wie Einbußen von Sparvermögen und Werten an Lebensversicherungen. Der einzige Schutz davor ist, einen anderen Umgang mit dem Geld zu erlernen und in risikofreie Geldanlageformen zu wechseln.